Passenden Verbrauch ermitteln
Wie kommt man zu einem passenden Verbrauch?
Der Verbrauch liefert also eine wichtige Information über die Zustände vor Ort. Daher ist es wichtig, diesen Verbrauch zu erfassen. Abhängig von der gesetzten Aufgabe ist dies zumindest mehr oder weniger nützlich. Man sollte also darauf achten, dass man diesen Verbrauch sachverständig ermittelt. Eine Ausnahme ist, wenn ein neuer Nutzer das Gebäude nach der Sanierung bezieht, denn dieser wird zumindest ein anderes Nutzerverhalten an den Tag legen. Dann ist der Normnutzer wohl doch ein guter Ansatz für das Modell.
Ansonsten gibt es je nach Datenlage mehrere Möglichkeiten, den Verbrauch zu ermitteln:
1. Quelle Beratungsempfänger
2. Quelle Verbrauchsbasierter Energieausweis
3. Sachverständige Schätzung
4. Schätzung nach dem iSFP-Handbuch
Der Beratungsempfänger kennt sein Gebäude, sein Verhalten, außergewöhnliche Wohnumstände, Leerstände etc. in aller Regel sehr viel besser als eine Berater:in. Ihm liegen – zumindest über die leitungsgebundenen Energieträger Rechnungen vor, in anderen Fällen (Öl, Holz) Lieferscheine. Ideal sind mehrere (drei) Jahresabrechnungen, sie bilden meist ein gutes Bild.
Ein solches Bild bietet auch ein verbrauchsbasierter Energieausweis. Bei dessen Erstellung wird ja ebenfalls der Verbrauch über mehrere (mindestens drei) Jahre herangezogen. Im Rahmen des Verbrauchsausweises wird auch eine Leerstands- und Klimabereinigung vorgenommen. Die unterschiedlichen Klimabedingungen werden dabei mit Klimafaktoren abgebildet.
Liegen gar keine Aufzeichnungen vor, und kann der Beratungsempfänger bzw. Gebäudenutzer keine Aussage über den Verbrauch machen, so muss eine sachverständige Schätzung vorgenommen werden. In vielen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass das Bilanzierungsmodell der DIN V 18599 den Energieaufwand bei sehr guten Effizienzklassen eher unterschätzt, bei schlechten Energieklassen, wie sie bei sanierungsbedürftigen Bestandsgebäuden die Regel sind, eher überschätzt. Dies sollte man ggf. berücksichtigen.
Eine Möglichkeit der Abschätzung bietet auch das iSFP-Handbuch. Die Methodik ist in EVEBI eingebaut (als Schalter). Aber auch diese Schätzung sollte man nicht ungeprüft anwenden! Sie führt im Einzelfall zu sehr großen Abweichungen von der gerechneten Bilanz. Bei Abweichungen, die größer sind als 30-40% ist von einem Fehler auszugehen. Dieser kann einerseits an der Datenerfassung des Gebäudes liegen oder aber an einer stark von den Annahmen des iSFP-Handbuchs abweichenden Nutzung.
Der erfasste Verbrauch und der gerechnete Bedarf (immer als angepasst zu verstehen) sollten nicht mehr als 100% abweichen! In solchen Fällen sollte man zunächst die Dateneingabe überprüfen. Vielleicht sind ja manche Bauteile doch deutlich besser als die getroffenen Annahmen dies nahelegen. Verbleibt der Unterschied, so kann man auf dieser Basis keinen sinnvollen Abgleich vornehmen. Die Korrekturen der Randbedingungen wären unrealistisch. Hintergrund ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine extrem ungewöhnliche Nutzungs- oder Betriebsweise, die nicht für die Zukunft vorausgesetzt werden sollte. Abhilfe ist dann eine sachverständige Schätzung, die nicht deutlich von dem berechneten Bedarf abweicht.
